„Straßen ohne Seelen“ ist ein Lied für die junge Generation. Es soll Mut machen und dazu anregen auszubrechen, zu hinterfragen und sich aufzumachen um Neues auszuprobieren.

In meinem Kopf spielte sich folgendes Szenario ab, als ich „Straßen ohne Seelen“ geschrieben habe:
Ein junger Mensch wacht früh in seinem Bett auf und bemerkt, dass er allein in der Wohnung ist. Er steht auf und geht raus auf die Straße. Auch hier ist niemand; die Straßen sind menschenleer – es ist sozusagen keine Menschenseele zu sehen („Die Häuser wurden doch längst verlassen | Da ist nichts mehr, das sich regt | Straßen ohne Seelen“). So wurde auch der Name des Liedes geboren: Straßen ohne Seelen.
Der junge Mensch sieht nun wie die Häuser grau werden und verfallen, weil sich keiner um sie kümmert. Kurzerhand packt er ein paar Sachen – darunter auch das „neue Herz“ und bereitet sich für eine Reise vor („Pack die Sachen, nimm ein Geschenk mit | Vielleicht das Herz, das besser schlägt“). Das „neue Herz“ ist für mich eine Metapher für den Mut ein „neues Leben“ zu beginnen. Dann läuft er los. Es ist ein einsamer Weg und anfangs ist es kalt und trostlos – das wird in den ersten Zeilen der zweiten Strophe beschrieben: „Der kalte Wind an deinen Ohren ist der einzige, der spricht | Auf diesem schneebedeckten Weg“.
Doch der junge Mensch lässt sich davon nicht beirren und läuft weiter. Er gesteht sich selbst ein, dass Pausen machen nicht schlimm ist („Bleib doch steh’n, wenn’s nicht mehr geht“), bzw. gibt ihm das der „Erzähler“ mit auf den Weg, um ihn zu bestärken auf sein Wohl zu achten. Denn auch wenn er aus einem wichtigen Grund unterwegs ist, muss er es nicht so eilig haben, dass er sich dafür selbst vernachlässigt.
Und dann endlich kommt er in eine neue Gegend. Die Temperatur wird wärmer („Du kannst die Sonne wieder fühlen“), das Grau verschwindet („Die graue Gegend ist Geschichte“) und die Farben kehren zurück („Nach dieser Kreuzung wird es grün“). Der Protagonist kommt an und zur Ruhe. Der Weg hat sich gelohnt.
Eine Wunschvorstellung, die wir alle in uns tragen und für die wir meiner Meinung nach alle arbeiten. Jeder auf seine Weise. Ob diese Situation des absoluten „Ankommens“ wirklich so erreichbar ist, wie sie so romantisch im Lied dargestellt wird, weiß ich nicht. Jedenfalls in dem Moment, als ich „Straßen ohne Seelen“ geschrieben habe, habe ich mich für die Vorstellung ausgesprochen, dass es möglich ist.

Bei der „Blüte“ aus der ersten Zeile der ersten Strophe handelt es sich nicht um eine gefälschte Banknote (daran muss ich jedes Mal denken, wenn ich das Lied spiele und daran, dass jemand aus dem Publikum denken könnte, dass es dabei um einen gefälschten Geldschein geht), sondern tatsächlich um eine Blume mit einer letzten Blüte daran. Dieses „Bild“ steht für mich für etwas, was uns die alte Generation hinterlassen hat und was langsam welkt und zerfällt und sozusagen die Notwendigkeit hervorruft weiterzuziehen, denn diese Blüte wird eingehen und dann ist nichts mehr da, wofür es sich lohnt zu bleiben.
Am Anfang hadert der junge Mensch noch ein wenig, aber der ihn ansingende „Erzähler“ fordert ihn dazu auf „sich umzusehen“ und zu erkennen, dass da nichts mehr ist und dass es jetzt heißt umzudenken und ein Aufbruch stattfinden sollte.

Der jungen Generation Mut machen, sollen jeweils die letzten beiden Zeilen der Refrains: „Selbst der kleinste Schritt bringt dich noch voran“ und „Ein mutiger Schritt ist schon das halbe Ziel“. Das soll so viel bedeuten wie: egal wie schnell du läufst oder wie groß deine Schritte auch sind, du bewegst dich vorwärts. In DEINEM Tempo – und das ist gut so!

„Straßen ohne Seelen“ habe ich auf meinem Album „Durchblick“ 2018 veröffentlicht und kann hier gestreamt und gekauft werden:
https://www.georgdomke.de/songwhip/strassen-ohne-seelen